Walter Benjamin

Die Natur dieser Traurigkeit wird deutlicher, wenn man die Frage aufwirft, in wen sich denn der Geschichtsschreiber des Historismus eigentlich einfühlt. Die Antwort lautet unweigerlich in den Sieger. Die jeweils Herrschenden sind aber die Erben aller, die je gesiegt haben. Die Einfühlung in den Sieger kommt demnach den jeweils Herrschenden allemal zugut. Damit ist dem historischen Materialisten genug gesagt. Wer immer bis zu diesem Tage den Sieg davontrug, der marschiert mit in dem Triumphzug, der die heute Herrschenden über die dahinführt, die heute am Boden liegen. Die Beute wird, wie das immer so üblich war, im Triumphzug mitgeführt. Man bezeichnet sie als die Kulturgüter. Sie werden im historischen Materialisten mit einem distanzierten Betrachter zu rechnen haben. Denn was er an Kulturgütern überblickt, das ist ihm samt und sonders von einer Abkunft, die er nicht ohne Grauen bedenken kann. Es dankt sein Dasein nicht nur der Mühe der großen Genien, die es geschaffen haben, sondern auch der namenlosen Fron ihrer Zeitgenossen. Es ist niemals ein Dokument der Kultur, ohne zugleich ein solches der Barbarei zu sein. Und wie es selbst nicht frei ist von Barbarei, so ist es auch der Prozeß der Überlieferung nicht, in der es von dem einen an den andern gefallen ist. Der historische Materialist rückt daher nach Maßgabe des Möglichen von ihr ab. Er betrachtet es als seine Aufgabe, die Geschichte gegen den Strich zu bürsten.

3 thoughts on “Walter Benjamin

  1. shinichi Post author

    On the Concept of History

    by Walter Benjamin

    (1940)

    VII

    The nature of this melancholy becomes clearer, once one asks the question, with whom does the historical writer of historicism actually empathize. The answer is irrefutably with the victor. Those who currently rule are however the heirs of all those who have ever been victorious. Empathy with the victors thus comes to benefit the current rulers every time. This says quite enough to the historical materialist. Whoever until this day emerges victorious, marches in the triumphal procession in which today’s rulers tread over those who are sprawled underfoot. The spoils are, as was ever the case, carried along in the triumphal procession. They are known as the cultural heritage. In the historical materialist they have to reckon with a distanced observer. For what he surveys as the cultural heritage is part and parcel of a lineage [Abkunft: descent] which he cannot contemplate without horror. It owes its existence not only to the toil of the great geniuses, who created it, but also to the nameless drudgery of its contemporaries. There has never been a document of culture, which is not simultaneously one of barbarism. And just as it is itself not free from barbarism, neither is it free from the process of transmission, in which it falls from one set of hands into another. The historical materialist thus moves as far away from this as measurably possible. He regards it as his task to brush history against the grain.

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  2. shinichi Post author

    (sk)

    以下の日本訳がよくコピー・ペーストされる。

    歴史は常に勝者のものである。勝者は歴史を独占し、敗者を歴史の表舞台から葬り去る。敗者には汚名が着せられ、後世の人間は歴史を築いてきた勝者に感情移入をする。
    ~ ヴァルター・ベンヤミン 『歴史哲学テーゼ』

    いつでも歴史は敗者のものではなく勝者のものであるがゆえに、文化のドキュメントは同時に野蛮のドキュメントである。
    ~ ヴァルター・ベンヤミン 『歴史哲学テーゼ』

    コピー・ペーストされた文章は、終いにはアイデンティティーを失い、「ベンヤミンに由来するものであったか、それともアドルノに由来するものであったか」などといって紹介される。

    言葉は翻訳されたその日から、ひとり歩きする。そしてそれは、悪いことではない。

    ちなみに私は、このふたつ目の訳に、姜信子の「安住しない私たちの文化 東アジア流浪」のなかで出会った。その文章の使われ方は、とってもしっくりくるもので、もとの文章がどうのこうの言うことは、まったく必要ないと思った。

    どの民族もどのグループも「負け」を経験するが、負けても歴史を記述する人たちがいるかと思えば、勝っても歴史を記述することに興味を持たない人たちもいる。歴史を記述することを潔しとしない人たちは、歴史のなかでは悪い人たちと記される。でもたとえ後世で自分たちが悪いことになったとしても、それを潔しとするのであれば、それこそが勝ちではないか。

    歴史で正義を勝ち取るのは、人目を気にして生きるのに似て、決してクールではない。

    で、ヴァルター・ベンヤミンなのだが、歴史で正義を勝ち取るのは勝った側ばかりと言えば言うほど、自分たちの正義を書き残さなければという気持ちが垣間見られ、なにを読んでもただただせつない。そして、なにも言えない。

    なぜか Zvi のことを思い出し、うーんと唸った。

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